Rundbrief: 25 Jahre Freiwilligenaustausch

Wir feiern 25-jähriges Jubiläum. Aus diesem Anlass stellen wir in unserem Dezember-Rundbrief zwei Freiwillige vor und erzählen, wie alles begann. 

Liebe Freundinnen und Freunde von Perspektiven!

Seit 25 Jahren reisen junge und manchmal auch ältere Menschen nach St. Petersburg, um dort als Freiwillige in den Projekten unserer Partnerorganisation Perspektivy mitzuhelfen. Das Jubiläum begingen unsere Freund*innen von Perspektivy mit einer Freilichtausstellung über die Geschichte des Vereins im St. Petersburger Stadtzentrum sowie einer Konferenz zur Inklusion von Menschen mit Behinderungen.

Eine der ersten Freiwilligen war Gunda Amat Amoros. Sie betrat im Jahre 1997 das Kinderheim in Pawlowsk und erinnert sich: „Nie vergesse ich den Geruch, der mir jeden Morgen entgegenschlug. Im Kinderheim roch es nach einer Mischung aus Putzmitteln und Exkrementen. Die Stille und Leere auf den Fluren wirkte gespenstisch. Die Kinder lagen in den Schlafsälen fast regungslos in ihren Bettchen. Berührungen von anderen Menschen kannten sie nicht. Umso beeindruckender war es, wie schnell sie sich entwickelten, als wir sie aus den Betten holten, sie auf den Schoß nahmen und mit ihnen Lieder sangen. Die Kinder fingen an zu kommunizieren – und sei es nur mit Mimik und Gestik. Ein Mädchen, dass damals acht Jahre alt war, lernte innerhalb eines halben Jahres laufen.“

Auch nach ihrem Freiwilligenjahr blieb Gunda Perspektivy verbunden, seit neun Jahren engagiert sie sich im Vorstand von Perspektiven: „Mein Eindruck ist, dass sich im Laufe der Zeit sehr viel getan hat. Jetzt ist sehr viel mehr Leben im Heim. Die Kinder gehen heute in die Schule – eine kleine Revolution! Es freut mich zu sehen, dass immer mehr Menschen außerhalb der Heime leben können – zum Beispiel in den Projekten des selbstständigen Wohnens von Perspektivy.“

Gunda kam wie die meisten Freiwilligen über den Verein Initiative Christen für Europa (ICE) nach St. Petersburg. Vor 25 Jahren schickte Margarete von der Borch, die Gründerin von Perspektiven, ein Fax an den ICE. Darin bat sie um Freiwillige, die im Kinderheim in Pawlowsk helfen könnten. Sofort waren Pater Rieth und Gebhard Ruess vom ICE bereit, das Vorhaben zu unterstützen. Seitdem reisten mehr als 370 Freiwillige nach St. Petersburg. Aber auch aus Russland kamen um die 300 Freiwillige nach Deutschland, um in Einrichtungen der Behindertenhilfe zu arbeiten. Mit dem ICE verbindet uns seitdem eine enge Freundschaft. „Die Freiwilligen geben wertvolle Aufmerksamkeit und Unterstützung,“ sagt Gebhard Ruess. „Zudem ist es enorm wichtig, dass junge Menschen Russland und den Reichtum der russischen Kultur kennenlernen können. Das möchten wir gemeinsam mit Perspektiven weiter bewahren und entwickeln.“

Nur im letzten Jahr mussten wir den Austausch aufgrund der Pandemie unterbrechen. Umso mehr freut es uns, dass seit September 2021 wieder dreizehn deutsche Freiwillige in St. Petersburg sind. Einer von ihnen ist Nicolas Junghanns, der derzeit im Erwachsenenheim in Peterhof hilft. „Die Bewohner*innen dürfen wegen der Corona-Beschränkungen das Heim nicht verlassen. Auf dem Gelände des Heimes können wir aber mit ihnen spazieren gehen, das ist immerhin etwas,“ berichtet er. Leider sind die Freiwilligen in ihrer Freizeit derzeit recht eingeschränkt. Nicolas hofft aber, im Sommer in den Kaukasus reisen und so Russland weiter entdecken zu können.

Falls Sie noch mehr Geschichten von Freiwilligen lesen möchten: Perspektivy hat eine Jubiläums-Website erstellt mit interessanten Interviews mit ehemaligen Freiwilligen. Es lohnt sich, reinzuschauen. 

Liebe Leser*innen, den so wertvollen Austausch zwischen unseren beiden Ländern machen auch Sie möglich. Wir freuen uns über Ihre Spende zur Unterstützung unserer Arbeit für Menschen mit Behinderungen in St. Petersburg. Ich wünsche Ihnen eine frohe Weihnachtszeit.

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Mit herzlichen Grüßen 

Ihr Thomas Seifert 

Geschäftsführer von Perspektiven e.V. 

PS: Das Titelbild ganz oben auf der Seite ist ein Werk von Svetlana Metkina, Künstlerin des Artstudios in St. Petersburg. Der Engel liegt unserem Rundbrief in Papierform als Postkarte bei. 

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Rundbrief: Mehr Teilhabe für Menschen mit Behinderungen

Ziel unserer Arbeit ist es, den von uns geförderten Menschen in St. Petersburg ein einigermaßen erfülltes Leben zu ermöglichen. Dazu gehört auch die Entwicklung ihrer Talente und Fähigkeiten durch Kunst und Kultur. Gleichzeitig ist es wichtig, die Akzeptanz von Menschen mit schweren Behinderungen in der Gesellschaft zu fördern.

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Rundbrief: Träume werden manchmal Wirklichkeit!

„Mein Traum? Ich will in einer eigenen Wohnung wohnen, mit eigenem Tisch und eigenen Stühlen. So wie ich Lust hab“, sagt Sweta in unserem Film „HEIM WEH“, den wir vor elf Jahren über unsere Arbeit in Russland gedreht haben und den Sie sich auf unserer Homepage anschauen können. Doch für ihren Traum gab es im Erwachsenenheim in Peterhof nie Platz.

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Rundbrief: Impfung gegen die Niedergeschlagenheit

Lange Zeit war es gute Praxis, dass sich unser Vereinsvorstand jedes Jahr mit der Leitung unserer Petersburger Partnerorganisation Perspektivy zu einem Fachgespräch getroffen hat. Die Treffen fanden abwechselnd in Berlin und St. Petersburg statt - bis 2019. Dann kam Corona, und dann kam der Krieg.

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Rundbrief: Unsere Hilfe läuft weiter!

Wir werden in diesen Monaten oft gefragt: Könnt Ihr noch in Russland arbeiten, helfen? Passiert dort überhaupt noch etwas? Mit unserem Rundbrief möchten wir auf diese Fragen antworten.

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Rundbrief: Solidarität gegen Entfremdung

Auch in St. Petersburg hinterlässt der Krieg in der Ukraine seine Spuren. Darüber berichten wir in unserem Juni-Rundbrief. Für Perspektivy ist es eine schwierige Zeit. Die Hilfe aus Deutschland bleibt wichtig.

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Unser Juni-Rundbrief ist da!

In unserem Sommer-Rundbrief 2021 stellen wir einen Artikel aus der "Nowaja Gaseta" vor, der das Leid der Menschen in den russischen Heimen sichtbar macht. Außerdem berichten wir von der Einweihung der Gedenktafel für Margarete von der Borch in St. Petersburg. 

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Unser Rundbrief ist da!

Im Dezember-Rundbrief berichten wir, wie das Corona-Jahr die Arbeit von Perspektivy in St. Petersburg verändert hat - auf negative, wie auch positive Art und Weise.